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Über Qualität und gemeinsame Ziele

Bern, 09. November 2022

1 gemeinsames Ziel + erfahrene Köpfe & Hände = 1 erfolgreiches Ergebnis.

Die Formel ist simpel: Alle in einem Bauvorhaben involvierten Parteien verfolgen mit der erfolgreichen Realisierung eines Projektes ein gemeinsames Ziel.

Die Umsetzung jedoch ist schwierig; auch wenn dieses Ausgangsziel unbestritten ist und wenn es theoretisch «einleuchtet», dass Potenzialerkennung und Optimierung im beidseitigen Interesse liegen müssen, ist es in der Praxis nicht einfach, diesen Grundsatz in den einzelnen Projekten anzuwenden. Der Weg hin zu einer erfolgreichen Realisierung ist mit unzähligen Herausforderungen und Schwierigkeiten gespickt. Insbesondere grosse Bauvorhaben weisen eine enorm hohe Komplexität auf. Das Zusammentreffen von gesellschaftlichen Bedürfnissen, ökonomischen Ansprüchen und von teils in sich widersprüchlichen regulatorischen Zielen und Vorgaben, führt oft unweigerlich zu Zielkonflikten. Je früher diese erkannt werden können, desto besser stehen die Chancen, dass die involvierten Geschäftspartner, die Behörden und weitere Anspruchsgruppen gemeinsam Kompromisse und Lösungen finden können. Ein qualitativ hochstehendes Bauwerk kann nicht von einer Akteurin oder einem Akteur allein verantwortet werden, es ist das Ergebnis gemeinsamen Handelns. Alle beteiligten Parteien sind auf unterschiedliche Weise gefordert. Zentral ist, dass sie solch gemeinsam evaluierten Lösungen eine hohe Verbindlichkeit attestieren.

Die Vorgaben der Siedlungsentwicklung nach innen sind in Anbetracht der Prognose einer 10-Millionen-Schweiz ein wichtiges raumplanerisches Instrument. Die Nachfrage nach Wohnraum in den grossen Ballungszentren übersteigt momentan bei Weitem das Angebot und wird sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen. Wir haben dringenden Handlungsbedarf. Wir müssen gemeinsam die Verantwortung dafür übernehmen, eine nachhaltige und städtebaulich verträgliche Lösung zu bewerkstelligen. Nur Werke, die allen drei Nachhaltigkeitsdimensionen (Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaftlichkeit) ausgewogen Rechnung tragen sowie zusätzlich eine flexible Nutzung ermöglichen, resultieren durch eine längerfristige Nutzungsperspektive in echten Mehrwert für die Gesellschaft und unsere Volkswirtschaft. Aber anstatt dafür das nötige Bewusstsein zu schaffen, ist «Verdichtung» im städtischen Milieu längst zu einem Politikum geworden, das ungeachtet der Dringlichkeit oft rein ideologische Ziele verfolgt und wenig zur Lösungsfindung beiträgt.

Die überlange Verfahrensdauer mit vielen Rekursmöglichkeiten ist ebenfalls ein erschwerender Faktor bei Bauvorhaben. Die regulatorischen Vorgaben sind zu unflexibel und bewähren sich nicht mehr als Grundlage für die heutigen vielschichtigen Anliegen und Anforderungen. Die verpflichtende Einhaltung der Grenzabstände oder die rigiden Lärmvorschriften sind nur eines von vielen Beispielen, die situativ kreative und innovative Lösungsansätze in der Siedlungsentwicklung nach innen unnötig erschweren und manchmal sogar verunmöglichen. Zum jetzigen Zeitpunkt fehlen klar positive Anreize für eine optimierte Bodennutzung. Eine Beschleunigung und Vereinfachung der Verfahren und eine Verschlankung der Baugesetze tun not!

Die Herausforderungen der heutigen Zeit sind mit den traditionellen Herangehensweisen kaum mehr zu bewältigen. Die meisten konventionellen Modelle sind nicht auf ein partnerschaftliches Arbeiten ausgerichtet. Die Übernahme der Gesamtverantwortung durch erfahrene Partner trägt viel zu einer qualitativ hochwertigen Entwicklung, Planung und Realisierung bei. Die frühzeitige, professionelle Beratung und Koordination aus einer Hand gewähren der Bauherrschaft ein gesamtheitliches Vorgehen ihres Projektes über die gesamte Wertschöpfungskette von der Entwicklung, der Planung bis und mit Realisierung. So können die in Abhängigkeit vom Zeitpunkt ihres Einbezugs, ihres Wissens und ihrer Erfahrungswerte einen grösseren oder geringeren Anteil zur Optimierung beitragen. Das «network of intelligence», welches Gesamtdienstleistende in die Projekte einfliessen lassen können, kommt dann am besten zum Tragen, wenn es bereits in der Anfangsphase genutzt wird. Und der Spielraum für die Beeinflussung des Ergebnisses ist umso grösser, je früher der Hebel am richtigen Ort angesetzt werden kann. Dies gilt generell, kommt aber insbesondere bei Bauvorhaben mit einem klaren Verdichtungsfokus an zentralen Lagen zum Tragen. Auf engerem Raum zu planen, bedeutet für alle Beteiligten, sich in verschiedenen Spannungsfeldern zu bewegen. Zukunftsgerichtete Zusammenarbeitsmodelle tragen diesen Aspekten Rechnung.

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https://www.nzz.ch/themen-dossiers/red/ueber-qualitaet-und-gemeinsame-ziele-ld.1713361

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